Mittwoch, 26. August 2020

Crash Recovery

Das System verhält sich komisch? Raspbian bleibt beim Start hängen?

Die SD Card als Datenträger beim Raspberry soll ja häufig den Geist aufgeben. Ich hatte das noch nie, ich behaupte immer das passiert bevorzugt wenn Datenbanken im Spiel sind - aber jetzt hatte es einen Kumpel aus heiterem Himmel getroffen. Ohne Datenbank, ohne aktuellem Backup. Ich konnte ihm helfen und daraus ist dieser Artikel geworden.

Was tun?

Zutaten

  • Neue SD Card für das neue System, Größe "egal"
  • USB Stick oder zweite SD Card + Reader mit dem Speicherplatz mindestens der alten SD Card.
  • Image Tool  (win32diskimager, USB Image Tool, Etcher oder mit Linux Bordmitteln dd.)

In jedem Fall eine Kopie der SD Card anfertigen: Imagedatei ablegen.

Die Originalkarte sollte nicht weiter manipuliert werden und meist ist eine Reparatur der defekten Karte weder sinnvoll noch möglich!

Den Raspberry neu machen

An der Stelle der Hinweis, auf diesen Artikel falls man nicht mehr weiß, welche Perl Module für die persönliche Installation nötig sind.
systemctl stop fhem

Dateisystem prüfen und Zugriff herstellen

Die 1:1 Kopie auf dem USB Stick (oder SD Card in SD Reader) in den Raspberry stecken. 

Achtung: Das geht bei einem Pi ab Version 2 nach meiner Erfahrung gut. Ein 1er Exemplar würde ich zum Stecken herunterfahren, er wird beim einstecken von selbst neu starten. 

Oder die Imagedatei direkt mounten, siehe weiter unten.

Danach sollte sich folgendes Bild ergeben:

pi@raspib31:~ $ lsblk
NAME        MAJ:MIN RM  SIZE RO TYPE MOUNTPOINT
sda           8:0    1 29,8G  0 disk
├─sda1        8:1    1 41,7M  0 part
└─sda2        8:2    1   15G  0 part
mmcblk0     179:0    0 14,9G  0 disk
├─mmcblk0p1 179:1    0  256M  0 part /boot
└─mmcblk0p2 179:2    0 14,7G  0 part /
Der USB "Stick" wird als sda erkannt, die interessante Partition ist sda2. Für die jetzt folgende Reparatur darf sda2 nicht gemountet sein/werden! 

Ein erster Check ohne Optionen erledigt offenbar schon mal alles, mir ist nicht klar in welchem Fall welche zusätzlichen Optionen (oft empfohlen -l, Hilfe mit -h) notwendig sind.

Alle weiteren Befehle erfordern erhöhte Rechte, deswegen erstmal sudo su. 

Die Ausgabe ist nur ein Beispiel und kann je nach Fehler völlig anders sein!

sudo su
fsck /dev/sda2
# fsck from util-linux 2.33.1
# e2fsck 1.44.5 (15-Dec-2018)
# /dev/sda2: recovering journal
# Setting free inodes count to 899857 (was 899863)
# Setting free blocks count to 3338902 (was 3339342)
# /dev/sda2: clean, 46703/946560 files, 577130/3916032 blocks

SD Card mounten 

Jetzt die interessante Partition mounten und hoffen dass etwas lesbar ist.

mkdir /mnt/sda2
mount /dev/sda2 /mnt/sda2

Alte Dateien kopieren

Alle Dateien von dem alten System werden kopiert und die Rechte entsprechend gesetzt, zuletzt wird das USB Gerät ausgeworfen. In der Hoffnung, dass nichts wichtiges kaputt ist! 

Idee: Man könnte die Backup Dateien ausschließen  oder rsync verwenden.

cp -R /mnt/sda2/opt/fhem/* /opt/fhem/
chown -R fhem: /opt/fhem/
umount /mnt/sda2

System prüfen

systemctl start fhem

Das kann eine Weile dauern, z.B. wenn Moduldateien fehlerhaft sind. Der Ungeduldige kann derweil ins Log schauen.

tail /opt/fhem/log/fhem-$(date +%Y)-$(date +%m).log

Wenn das System Fehler zu defekten Modulen liefert, nach dem Start in FHEM erstmal ein update versuchen.

update force

Neu starten und System wieder prüfen

systemctl restart fhem

Wenn es doch nicht läuft

  • Es fehlen System Pakete? Da hatte ich hier schon mal was geschrieben.
  • Wenigsten mit der fhem.cfg neu anfangen, notfalls eine Alte aus dem restoreDir pfad. Siehe Wikiartikel.
  • Ist eine Backupdatei in /opt/fhem/backup vorhanden? Einfach das letzte Backup versuchen, siehe hier.

Alternative - Image Datei direkt mounten

Die kopierte Image Datei wird direkt als Block Laufwerk eingebunden. Ich habe dazu hier eine gute Erklärung gefunden. Das sieht alles etwas komplizierter aus, aber eigentlich spart man die Zeit für die Kopie auf den USB Stick und man muss nichts stecken.

Zunächst den Pfad zum Image z.B. über cifs (SMB) einbinden:
sudo su
# SMB Laufwerk mounten
mp="/mnt/daten"
mkdir $mp
mount -t cifs -o username=UserName,password=Passwort //server/sicherung $mp
# Loop Device erstellen
img="$mp/fhem/raspib3/kopieSdDefekt.img"
ldev=$(losetup --show -f -P "$img")
An der Stelle hat man quasi "den USB Stick gesteckt" d.h. man hat einen /dev/ Eintrag den man wie ein angeschlossenes Laufwerk behandeln kann. Dies(e) Gerät(e) anzeigen:
losetup -l
Jetzt kann man wie oben beschrieben fsck ausführen. dafür kann man einfach die Variable $ldev verwenden:
fsck ${ldev}p2
Ist der Vorgang erfolgreich kann man die Partitionen mounten:

Achtung: Diese Schleife mounted nicht, sie gibt nur die Befehle aus!
#Alle Partitionen mounten
for part in ${ldev}p*
do 
  dst=/mnt/$(basename $part)
  echo "mkdir $dst"
  echo "mount $part $dst"
done
Nachdem man analog zu oben die Dateien kopiert hat, kann man alles wieder aufräumen:
umount /mnt/loop0*
rm -R /mnt/loop0*
losetup -D
umount $mp

Backup einrichten!

Siehe dazu auch meinem Artikel zur externen Sicherung des FHEM backups.

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