Dienstag, 25. August 2015

Notizen zu Wake On LAN

Manchmal muss man ja "umgekehrt denken". Ein alter Spruch von mir ist: Wenn Copy sagt er kann das Ziel nicht schreiben, bedeutet das in Wahrheit er kann die Quelle nicht lesen. Ich glaube dieser Fehler ist irgendwann um 1980 in die Copy Routine von CP/M oder MS-DOS eingebaut wurden und hat sich seither gehalten.
Warum diese Vorbemerkung? Ganz einfach, will man erfolgreich Wake On LAN (WOL - aufwachen über das Netzwerk) machen muss man die Maschine vorher richtig herunterfahren. WOL selbst ist relativ easy, aber die Maschine in den Zustand versetze, dass sie auf die Magic Packets lauscht ist (immer noch) nicht ganz selbstverständlich.
Hintergrund: Die Netzwerkkarte muss zumindest zum Teil aktiv bleiben, ein Link zum Netzwerk existieren und die Netzkarte muss dem Computer den Startbefehl geben können. Diese Einstellung erreicht man zumeist im Computer BIOS, früher waren auch noch Jumper oder spezielle Kabel notwendig. Aber all das führt nur zum Erfolg, wenn das Betriebssystem den Computer auch richtig herunter gefahren hat. Zuständig dafür ist ACPI. Das bedeutet im Umkehrschluss: War der Strom wirklich weg, geht anschließend kein WOL, dann ist die Wachsamkeitsphase der Netzwerkkarte gestört wurden. Erst ein Start des Systems und ein anschließender ordentlicher Shutdown führt den Computer wieder zu der Fähigkeit durch WOL aufzuwecken. Mir ist zumindest kein System bekannt, wo das ohne geht. In Wahrheit ist Strom weg also wirklich aus und Shutdown ein tiefer Standby.
Falls Wake on Lan also nicht einfach so funktioniert (es gibt schon System, da geht es einfach so) sollte man zuerst im Bios nachschauen.

BIOS

APM        - Advanced Power Management
Wake UP - Aufwachen durch PCI oder PCIe
Power Off - Zustand nach Stromausfall

Sind die Punkte nach denen man im Bios suchen muss, in jedem Bios bei jedem Hersteller sind diese Punkte immer wieder unterschiedlich einsortiert und benannt.
Nachdem man im BIOS alles aktiviert hat kann man sich durch Windows hindurch arbeiten. Es gibt keine allgemeingültige Vorgehensweise, man kann die Punkte in der folgenden Reihenfolge kontrollieren/einstellen und jedes Mal versuchen ob es funktioniert. Die Link LED am Switch (nicht die an der Netzkarte) ist übrigens das Indiz ob die Einstellungen erfolgreich war. Sie geht in der Regel auf einen "Low Speed" Link Status, aber ohne Link geht es nicht.

Strom weg?

Es ist häufig so, das nach Stromausfall die Netzkarte nicht mehr im "Bereitschaftszustand" ist. Eigentlich relativ normal habe ich früher gedacht. Aber neuere Systeme können auch dies: Man muss im BIOS nach den Punkt "APM/Restore AC Power loss" oder so ähnlich suchen. Dort kann man quasi einstellen "Last State - vorher wie nachher".
Bei vielen System wird dadurch auch der Zustand der Netzwerkkarte wiederhergestellt.

Unter Windows gibt es folgende "Hürden"

  • Netzkartentreiber - Muss ein Shutdown für WOL generell unterstützen. Manchmal hilft ein neuer Treiber. Auch wenn die Einstellungen alle vorhanden und aktiv sind, hilft manchmal nur ein neuer Treiber. Offenbar sind manche Treiber die von Windows (scheinbar aktuell) mitgeliefert werden genau dort beschnitten. Ich rede von bekannten Herstellern die Allianzen mit Microsoft haben, z.B. Intel!
  • Energieverwaltung am Netzkartentreiber - unterschiedliche Konfigurationsmöglichkeiten unter dem Reiter Energieverwaltung, Erweitert und eventuell weitere treiber spezifische Reiter. Intel hat aktuell zusätzliche Reiter, diese fehlen in den Treibern die von Windows 10 mitgeliefert werden. Der Atheros Treiber hat einen zusätzlichen Punkt für "Shutdown Wake Up"  
  • Energieverwaltung des Systems - hier kann man versuchen Windows Schnellstart auszuschalten - wenn WOL nicht geht. (völlig unlogisch!) Diese Option wird erst eingeblendet wenn man auswählt was beim Drücken von Netzschaltern geschehen soll - auch logisch!?!
  • Herunterfahren - aber wie? In der Kommandozeile shutdown -s eingeben ist nicht immer dasselbe wie Herunterfahren über den Menüpunkt. Eigentlich dachte ich immer, das ist genau das Gleiche. Aber offenbar nicht. (Ob ich hier noch Informationen bekomme?) Im Übrigen wirkt ein Remote Befehl von linux (net rpc shutdown ...) wie ein lokales shutdown auf Kommandozeile, wenn WOL damit geht, funktioniert es auch von linux Remote.

Das Verhalten unter Windows kann sich leider bei jedem Update ändern. Wenn man sich also darauf verlassen muss dass WOL noch geht, sollte man es regelmäßig nach Updates überprüfen wenn man vor Ort ist.

Herunterfahren Button auf dem Desktop

  • Irgendwo auf dem Desktop rechte Maustaste - neu - Verknüpfung
  • Hier shutdown -s eintippen, weiter und einen Namen seiner Wahl eingeben.
  • Rechte Maustaste auf die neue Verknüpfung und dann Eigenschaften - Anderes Symbol.
  • Hier ein Symbol seiner Wahl auswählen.
  • Rechte Maustaste auf das neue Symbol und dann - Anheften an Taskleiste - nach belieben verschieben.
  • Mit einem Klick fährt der PC WOL tauglich herunter!

Linux

Da habe ich bisher wenig Tipps. Entweder es geht oder es geht nicht, hängt von der Distribution, den Treibern und den Einstellungen ab. Mal sehen ob ich hier noch mehr Infos einsammeln kann.

Mit dem Tool ethtool kann man feststellen ob WOL aktiviert ist oder nicht.

sudo ethtool <Your interface name>

ergibt als Ausgabe so etwas:

  • Supports Wake-on: pumbg
  • Wake-on: g

Letzteres sagt: WOL ist aktiviert!

Für Debian habe ich hier eine Anleitung gefunden. Ein frisches System mit debian netinst.iso konnte ich mit einer zusätzlichen Datei in /etc/network/interfaces.d/ erfolgreich konfigurieren:

auto enp1s0
iface enp1s0 inet dhcp
        ethernet-wol g

Ubuntu verwendet per default netplan, dies kennt eine Option: wakeonlan (bool). (Enable wake on LAN. Off by default.) 

Modifizierte /etc/netplan/00-installer-config.yaml als Beispiel:

# This is the network config written by 'subiquity'
network:
  ethernets:
    enp2s0:
      wakeonlan: true
      dhcp4: true
  version: 2

Wahrscheinlich muss man alle debian basierten Systeme gezielt vorbereiten. Siehe diesen Artikel.


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